Pommes wachsen nicht auf Bäumen: Lest unsere Geschichten!

Im November 2019 haben wir uns im Rotbart getroffen und fleißig drauflos geschrieben. Der Titel hätte gut zu einem Rosamunde-Pilcher-Roman gepasst: „Pommes wachsen nicht auf Bäumen“. Was dabei herumkam, könnt ihr hier lesen:

Pommes wachsen nicht auf Bäumen - eine Kurzgeschichtensammlung (PDF)

Anja Hofmann:

Rüdi war ganz aufgeregt. Noch dreimal schlafen, dann war es wieder so weit. Weihnachten, und damit ein Haufen Geschenke, stand vor der Tür. Doch dieses Jahr, nach einem strak verregneten Sommer in Bochum, hatten sich seine Eltern was gut tun wollen. „Endlich bisschen wat für den Teng machen“, meinte seine Mutter, „brutzeln solls auf dem Kopp“, verlautete sein Vater. Deshalb sollte Weihnachten dieses Jahr subtropisch verpackt werden. Kokosnuss und Cocktailschirmchen, statt Bouletten mit Senf. Schade drum, für Rüdi waren Muttis Bouletten eins der größten HIghlights an Heiligabend. Sie schaffte es die Zwiebeln so klein und fitzefein zu schneiden, dass man ihr röstiges Aroma im Fleischgemisch noch drei Stunden nach ihrem Verzeht aus den Lücken zwischen dem hintersten Backenzahn und seinem unmerklich kleineren Nachbarn, raussaugen und sich daran erneut erfreuen konnte.

„Oh Mutti, du Bouletten Koryphäe!“ Noch dieses Jahr, sollten die Festtage anders werden. Anders als sonst. Anders als alles, was Rüdi bisher mit Weihnachten verband.

Ein Kurzurlaub raus aus dem matschigen Grauton Bochums, die Wahl der adulten Bestimmer fiel auf die Verlockungen eines Reiseziels, dessen Feiertags Allinklusiv Gesamtpaket einfach zu süß war, als es der netten Dame im Reisebüro abzuschlagen:

Zwei Personen, ein Kind, Kontinentales Buffett von morgens bis abends, Strand nur 100 Meter fußläufig und jeden Abend läd das Hoteleigene Musicalpersonal zus Show. Wer könnte bei dieser Kirsche aus dem Sahnehäubchen den Weihnachtsabend im immergleichen, einöden Bochum verbringen wollen?

Rüdi starrte aus dem Küchenfenster und beobachtete den Postboten, wie dieser verzweifelt versuchte sich aus einer der Lichterketten zu befreien, welche im Vorgarten von Rüdis Vater verlegt wurde. Schon seit er sich erinnert, hat sein Vater es sich zur vorweihnachtlichen Aufgabe gemacht, die Stromrechnung mit all ihm möglichen Mitteln, und dem Leib Christi, in die Höhe zu treiben. Die Adventtage sind für Rüdi geprägt von Kurzzeiterblindung. Jedes Mal, wenn er abends zur Haustür raus tritt. Mit einem beherzten Ruck riß der Postbote sich frei, fluchend schmiß er die Briefe in den vom Regen aufgeweichten Rasen und knallte das Gatter hinter sich zu. Mit seinem linken Zeigefinger stiße Rüdi in seinem rechten Nasenloch auf einen krustigen Popel und fischte selbigen, weiter aus dem Fenster starrend, hervor. Ohne ihn zu betrachten, schmierte er den Pfropf unter die Küchentheke, drehte sich auf dem Absatz um und ging, in Gedanken schon am Tasche packen.


Advent, Advent eine Pommes verbrennt
Erst Eine
Dann ZweiDann DreiDann VIer
Es brutzelt mit Hast und Heißhungergier
Und wenn die fünfte Fritte brennt…

Dann hat jemand versucht die Friteuse zu benutzen,der die Bedienungsanleitung nicht kennt.


Caro Ernst:

Es regnet, von oben, von unten und auch von der Seite. 

Meine Jacke trägt jetzt vermutlich ein übler Jackendieb über drei weiteren geklauten Jacken bei 50 Grad Körpertemperatur. Meine Körpertemperatur beträgt unter dem klitschnassen T-Shirt vermutlich 3 Grad. 1,5 Grad auf der rechten Seite, denn der scharfe Wind peitscht den Regen von Westen an meine Haut.

Google sagt 35 Minuten, 3,2 km trennen mich von dem Ort wo der Schlüssel ins Schloß passt. Wo die heiße Dusche wartet. Eventuell, falls die Mischbatterie das will.

Taxi kostet 8,90€, ohne zu bezahlen 0€ und nur ein bisschen Mut.

Ich krame in meinen Hosentaschen. 2,60€…

Das wäre vielleicht 1km im Taxi.

Das bringt wohl auch nichts.

Scheiße.

Ich schaue mich um, nur in Richtung Osten, sonst werd ich noch blind von all dem Regen.

„Ey Du , komm doch mal da weg. Stell Dich doch wenigstens unter, Junge.“

Ich versuche zu fokussiere, ganz klein kneife ich meine Augen zusammen:

In ca. 30 Metern Entfernung entdecke ich eine Hand, umgeben von erleuchtetem Dampf, die wild herumwirbelt.

„Junge, komm schon, hier.“

Das Bild ist ein wenig surreal.

Das gelbe Licht dampft gen Himmel, färbt sich dunkel und verschwindet in der verregneten Nacht.

Ich zittere langsam auf die warme Wolke zu. Der Wind schiebt von hinten nach. Immerhin das.

Es riecht nach Fett, es wird heller und dann wird es wärmer.

„Mein Gott Junge, ohne Jacke“

Jaja vielen Danke Captain Obvious, denke ich und bereue schon fast die 25 kalten Meter zurückgelegt zu haben. Ich stehe schon mitten drin im Nimbus aus Fett und Dampf.

„Rot/Weiß?“

Was redet die?

„Rotweiß was?“ frage ich

„Na Pommes, Ketchup undoder Mayo?“

Wahnsinn denke ich mir, da hat jemand heute, an diesem Tag, an dem sich alle in feiner Bratensoße suhlen und sich hausgemachte Köstlichkeiten in die geschminkten Münder schieben, Bock zu arbeiten.

„Hallooooo“

„ähm rotweiß bitte“

„Und ne Jacke oben drauf?“ fragt sie höhnisch

„Jacken wachsen nicht auf Bäumen“ entgegne ich.

Ja logisch nicht…dämliche Antwort, denke ich.

Scheiß Jacke, scheiß Dieb, scheiß Regen.

Scheiß Abend.

Die Dame im Dampf streckt mir eine weiß-geriffelte Pappschale voll mit gold-gelben Kartoffelspalten hin. Obenauf ein dicker Klecks Mayo, darunter ein See aus blutrotem Ketchup.

„…und Pommes wachsen auch nicht auf Bäumen…frohe Weihnachten Junge“

„Frohe Weihnachten“ sage ich, kratze die 2,60€ aus meinen Taschen und bin für die nächsten 8 Minuten der glücklichste, jackenlose Mensch der Welt, dessen Körpertemperatur jetzt um die 18 Grad beträgt. 


Johanna Ernst:

Pommes, das sind die leckeren quietschgelben Dinger, wenn man sie anfasst, dann haben sie etwas samtiges, kleine Huckel verzieren die kantige Oberfläche. Sie sind lang oder wubbelig. Irgendwann vor langer Zeit, als Marijke Amado noch Kinder in die Zauberkugel schickte, kam ein gewisser Gregory Wiliam McCain auf die Idee, diese quietschgelben Dinger so zu formen, dass sie einer perfekten Welle gleichen. Quasi einer Dauerwelle. Aber einer Welle nicht lang von Dauer. 

Pommes sind zum essen da, so hieß es damals. Man erzählt sich, wenn die Pommes auf der Zunge ankommen, fühlt es sich unbeschreibbar an. Zur modernen Zeit der Pommes drehte sich alles um dieses Verhältnis: die Zauberkunst der Knusprigkeit im Kontrast zum zarten inneren Kern.

Lag die Pommes im Munde und schob sich das Mahlwerk zu, entrann dem Kern die weiche Masse Die Pommes breitete sich aus, lag auf der Zunge und erreichte alle Geschmacksknospen, die schon darauf warteten mit der Gunst der Pommes beglückt zu werden. Waren die Geschmacksknospen zufrieden, schoss Speichel in den Mundraum, zersetzte die güldene Pracht und ließ alles zu einem Feuerwerk im Munde entfachen. Der Geschmack, so sagt man zumindest heute, glich dem Gefühl des Weihnachtsabends und der Wonne, die man verspürt, wenn die Kerzen des Geburtstagskuchens ausgepustet werden dürfen. Möchte man heute dieses Fest nachempfinden, ist es zwar mit einem Tropfen der synthetischen Geschmacksannäherung der Pommes möglich, kostet jedoch heute pro Einheit 50.000€. 

Unverständlichen im Jahre 2019. So galten die Pommes als Grundnahrungsmittel. In den reichen Pommesjahren gab es kaum eine Mahlzeit ohne die güldene Gabe. Pommesmüsli, serviert mit Pommessmoothie, dazu Kaffee geröstet aus fernöstlichen Pommes. Mittags, ein feiner Pommessalat, mariniert mit Salz aus dem Himalaja. Letztlich Pommesmascarpone, angereichert mit kleinen Kroketten. Gesehen als kleiner dicker Bruder der Pommes. Für den guten Geschmack nach dem Essen, wurde dann ein Pommeschnaps gereicht. Zum Abendessen dann dicke triefende Pommeswurst. Gespickt mit kleinen Pommeskanten, die sich mit Pommesfett der letzten drei Jahre anreichern durften.

Damals, im Jahre 2019 war ein Leben ohne die Pommes einfach nicht mehr wegzudenken. Die Pommesindustrie, der Arbeitgeber ganz Europas. 

Kinder bekamen den Pommesgeschmack quasi schon mit der Muttermilch. Da Pommes das Grundnahrungsmittel einer jeden Frau waren, ging das Aroma der Pommes über in die Muttermilch und verlieh dieser die leicht gelbliche Farbe. Zu jedem Geburtstag eines jeden Kindes, wurde immer eine Pommes überreicht, vakuumiert und von Generation zu Generation weitergegeben. Starb ein Großvater, so wurde das Pommeserbe gut verwahrt und nach und nach an die nächste Generation vermacht. Pommesmessen, Pommesstifte, Pommeshosen, Pommes, Pommes, Pommes. 

Die Jahre vergingen und durch die Monokultur und die überall in der luftliegenden gelben Farbe wurde der Boden so geschwächt, sodass Pommes nicht mehr auf Bäumen wachsen konnten. Man probierte alles. Man züchtete kleine Seen, angereichert mit bestem Pommesfett, dessen Kraft so stark sein müsse- so dachte man, dass Bäume für die Züchtung von Pommes nicht mehr nötig seien. Gewusst, was die Pommesbäume eigentlich wirklich brauchten und wie sie wuchsen, darüber hatte sich ein niemand Gedanken gemacht. War doch alles glatt gelaufen über die Jahrzehnte. 

Europa- einst der Nabel der Pommes wurde überschwemmt. Überschwemmt von einer neuen Gattung, einer orangenen Welle, die zu einer Welle von Dauer werden würde. Die Süßkartoffel erreichte Europa. Kindsgesichter verloren ihre zarte gelbe Farbe und glichen orangenen Luftballons. Fabriken, Familien, Ehen brachen auseinander. 

Die Jahre der goldenen Pommes waren gezählt. Noch heute, 100 Jahre nach der radikalen Ernährungsumstellung, wünschen sich die Menschen die gute alte Zeit zurück.

Was bleibt sind die Vorräte der Großeltern, vakuumiert, beschützt und bewacht in den heiligen Pommesschreinen. Alle 10 Jahre, so heute, kommt es jedoch wieder zu einer feierlichen Pommeszeit. Alle 10 Jahre wird der ältesten Tochter der Familie zur Weihnachten das Familienvermächtnis, vakuumiert mit Samthandschuhen überreicht. Der Anblick der Pommes ist dann jedoch nur von kurzer Dauer. Alle 10 Jahre darf die älteste Tochter die Pommes für genau 10 Minuten in den Händen halten, sie betrachten und sich an alte Zeiten oder Geschichten der Großeltern erinnern. Dieses Geschenk endet exakt nach Ablauf der Zeit und das Erbe wird für die nächsten 10 Jahre verschlossen. 


Jens Wiesner:

„Aua!“ Ronny Rübesam schrie laut auf, als ihm ein Spritzer heißes Frittierfett eine rote Sommersprosse auf die rechte Wange brannte. So hatte er sich nun wirklich nicht vorgestellt, den Heiligen Abend zu verbringen! Aber seitdem seine Eltern bei einem Autoscooterunfall auf der Wies’n ihr Gedächtnis verloren hatten und sich nicht mehr daran erinnern konnten, dass sie ihren Filius in einer alkoholgeschwängerten Nacht vor 13 Jahren in einem Gebüsch hinter der Stadtbibliothek von Eisenhüttenstadt gezeugt hatten, lebte Ronny bei seinem Patenonkel Carsten.

Carsten hatte es als Besitzer der Imbissbude „Frittengrün“ bereits zu DDR-Zeiten zu lokaler Berühmtheit gebracht. Den schönen Namen „Frittengrün“ trug die Bude deswegen, weil die Pommes hier eben nicht aus Kartoffeln hergestellt wurden, sondern aus Spreewaldgurken. Ein Umstand, der seit einigen Jahren eine kleine, aber kaufkräftige Gruppe Berliner Hipster regelmäßig in Richtung Eisenhüttenstadt pilgern ließ, die dem Imbiss das Überleben sicherten. Ronnys Herz und Magen hatten die ‚green fries with a twist‘ dagegen nie erobern können.

Alles hätte Ronny heute lieber gemacht, als an diesem verregneten Heiligabend auf dem Rathausplatz von Eisenhüttenstadt zu stehen. Gut, vielleicht nicht in der Nase von Donald Trump popeln. Oder die Kloake eines diarrhoegeplagten Nashorns reinigen… Ronnys Jeansjacke stank erbärmlich nach Frittenfett und seine Haare lugten fetttriefend unter der Schirmmütze hervor, die Teil eines erniedrigenden Corporate-Identity-Konzepts war, dass sich Onkel Carsten ausgedacht hatte und in dessen Zentrum „Gurky, die grüne Pommes“ stand. Gurky, das war eine dauerdebilgrinsende grüne Comicpommes mit Spreewaldgurkennoppen auf der Haut, die aussah, als hätte sie sich eine Ganzkörpergeschlechtskrankheit zugezogen. Gurky war, glaubte man der Legende, Onkel Carsten einst im Traum erschienen – ein Umstand, von dem Ronny glaubte, dass er nur mit einer veritablen Lebensmittelvergiftung zu tun haben konnte.

Ach, Onkel Carsten! Der saß mit Tante Renate jetzt sicher am Esstisch und schlug sich den Wanst voll mit Schweinebraten und Rotkohl. Ganz sicher stünde auf dem Mufuti, den es Renate nach der Wende nicht übers Herz gebracht hatte, zu entsorgen, auch eine Flasche echter Eisenhüttenstädter Birnenschnaps. Und er? Musste hier in der Kälte schuften! Allein!

„Geschenkt wird dir im Leben nichts, nur der Tod – und der kostet das Leben!“ hatte ihm Carsten zu verstehen gegeben, als Ronny bei ihm eingezogen war. Seitdem musste Ronny sein „Kostgeld“ im Imbiss abarbeiten. Ein Umstand, den Carsten keinesfalls als verbotene Kinderarbeit, sondern als wichtige pädagogische Maßnahme ansah.

Und Ronny arbeitet viel. „Frittengrün hat immer auf, 365 Tag‘ im Jahreslauf“ – dieser unglaublich schlecht gereimte Slogan zierte die Front des Imbisses und war Programm. Wen es am Montag um vier Uhr nachts nach Gurkenpommes gelüstete, der auch wurde bedient – und zwar meistens von Ronny,

Weil dieser Umstand aber äußerst selten eintrat, sagen wir vielleicht besser: Ronny stand viel herum. Die letzten vier Stunden hatte sich kein Kunde mehr an den Imbiss verirrt. Aber wen trieb es auch an einem verregneten 24. Dezember auf die Straße? Und wessen Magen verlangte ausgerechnet heute nach einer kross frittierten Spreewaldgurke, die sich als Pommes tarnte?

Aus reiner Langeweile hatte Ronny die letzte Ladung Gurkenpommes wieder und wieder in das abgestandene Frittierfett getaucht. 10 Minuten frittieren. 10 Minuten abkühlen lassen. 10 Minuten frittieren. 10 Minuten abkühlen lassen. Nach dem achten Frittiergang hatten die Pommes ein Dunkelgrün angenommen, die nichts mehr glich, was jemals die Fritteuse von „Frittengrün“ verlassen hatte. Bissfest waren sie auf alle Fälle.

Ronny lachte leise. Wenn Onkel Carsten das hier sehen könnte, er würde ihm die Ohren langziehen. Aber gehörig! Doch Onkel Carsten war fern und…

„Large fries, please!“

Häh? Ronny blickte auf und direkt in das Gesicht eines Kunden, der aus dem Nichts gekommen war und ihm irgendwie bekannt vorkam. „Ähh, wait a moment, please“, versuchte er seine eingerosteten Englischkenntnisse zu reaktivieren und wollte gerade ein frisches Gurkenglas öffnen, als der Typ mit fester Stimme insistierte: „I am starving, I need them NOW!“

Diese Hipster! Na gut, dann eben so, dachte sich Ronny, zog den Gitterkorb mit der zu Tode frittierten Spreewaldgurkenpommesportion aus dem zischenden Frittenfett und würzte großzügig mit Pommesgewürz nach. Mit einem ordentlichen Glutamatüberzug würde er den Unterschied gar nicht bemerken!  

Falsch gedacht. Nachdem der unbekannte Amerikaner die fünfte – sagen wir mal optimistisch ‚bissfeste‘ –  Pommes heruntergewürgt hatte, nahm sein Gesicht eine Färbung an, die der Hautfarbe von Gurky nicht unähnlich war. Fünf Pommes später waren alle zehn Pommes wieder wieder da – begleitet vom restlichen Mageninhalt.

„You will regret this, I will call the Gesundheitsamt instantly!“ drohte der Gast fäusteschwingend, während er sich stöhnend den Magen hielt.

„It’s a German speciality“, versuchte sich Ronny noch rauszureden, aber da war der Mann schon wutschnaubend in sein Auto gestiegen und – überraschend leise – von dannen gefahren.

Oh shit, das Gesundheitsamt. Bloß nicht! Onkel Carsten würde toben und ihn hochkant aus dem Haus werfen. Und dann? Wo sollte er nur hin? „Von wegen frohes Fest!“ brüllte Ronny und schmiss die Schüssel mit den restlichen kross frittierten Spreewaldgurkenpommes auf den Boden. Resignierend sank er auf seinen Stuhl zurück und dämmerten schließlich in Gedanken versunken weg…

… bis ihn eine Stimme wieder zurück ins Hier und Jetzt holte: „Hey, hey, hey!“ Diese Stimme, das war doch… Das war doch der Ami von eben! „Hey, hey, hey, you!“ Ronny rieb sich schlaftrunken die Augen. Der rannte ja mitten auf ihn zu! Reichte dem die Beschwerde beim Gesundheitsamt etwa nicht? Wollte er sich jetzt etwa persönlich für seine Magenschmerzen bedanken? Mit seinen Fäusten?

Bevor Ronny auch nur ein Wort herausgebracht hatte, war der fremde Typ auch schon über die Imbisstheke gesprungen und – UMARMTE den völlig verdutzten Ronny plötzlich. Und KÜSSTE ihn auf seine STIRN???

„You are a genius, a motherfucking Genius!“ rief der Ami, hob eine der Spreewaldgurkenpommes vom Boden auf und wedelte damit vor Ronnys Nase herum. „Unbelieveable what you did here! Our best engineers couldn’t find a solution! But you…!“

„A solution?“ Ronny verstand nur Bahnhof.

„I don’t know how you did it, but you changed the molecular structure of this Gewürzgurke, so it works now as the best clean car fuel that ever existed! The Wirkungsgrad is amazing, so much better than with my Tesla!“ Der Ami war ganz aus dem Häuschen. „With this, we’ll make billions – if you wanna be my business partner!“

Tesla? Geschäftspartner? Und da machte es endlich Klick, da fiel es Ronny wie Schuppen aus seinen fettigen Haaren: Er hatte ELON MUSK mit heilos überfrittierten Gewürzgurkenpommes vergiftet und dabei versehentlich einen Supertreibstoff für Automobile entdeckt.

„You really want to make business with me?“ stammelte Ronny. „Because of my too-fried Gewürzgurken?“

Als Musk nickte, musste Ronny lächeln. Vielleicht würde dieses Weihnachtsfest ja doch noch ein richtig gutes werden…


© Illustration: Veronika Goetz

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