Das R steht für Pfeffer: Lest die Geschichten!

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Katharina Schüßler

Das F steht für Pfeffer
Wir hatten zuerst einen falschen Buchtitel online, ups! Katharina hat dazu geschrieben:

Das verlorene P und die Geschichte des heldenhaften F’s

Wisst ihr?

Es gab da mal eine komische Geschichte, ich meine es gibt sie immer noch.
Man könnte sagen, die Menschen haben und werden sie nie vergessen.
Also die Menschen, die von ihr wissen.
Die Andern wissen Nichts.
Die denken nämlich immer noch, dass Pfeffer mit P geschrieben wird.
Pfffffff. Wenn die wüssten.

Das würde sich niemals Jemand trauen, der die beeindruckenden, heldenhafte Taten des Hernn F’s gehört hat und gesehen hat.
Es spielte sich in Italien ab.
Wir schreiben das Jahr 1698.
Die Gewürze des Ostens zum ersten Mal Ancona am Hafen angefahren. 

Herr F. war bis dato unbekannt.
Er war ein Herr ohne Namen,
mit brillantem Verstand.
Ihn kannte niemand, nicht aus dem Ort noch aus dem Hafen.
Seine Konsonanten haben ihn jedoch verraten.

Er hatte eine besondere Art die Dingen beim Namen zu nennen.
Er benannte sie mit Klängen, die die Andern nicht kennen.
So sang er eines Tages das Lied mit dem ffffffff
das Lied des Pfeiffens und des gelungenen Pfiffs.

Die Italiener glotzten, weil sie bis dato noch nicht gekannt,
diesen Laut, der sich in unserer Sprache F- benannt.
So umringen sie den Herrn jeden Tag mehr und mehr
um sein Pfeiffen zu hören-
und die Klänge des Meers.

Sie verstanden es nicht und ließen sich lehren,
wie das F man ausspricht- was sie so begehrten.
Schneidezähne auf die Unterlippe und ganz viel Luft schnell blasen- so erklärte er es anfänglich seinen neugierigen Italienernasen.

Sie blasen und blasen mit den Lippen angespannt.
Mit der Visage gekrümmt,
der Verstand, allerhand.

So ergab es sich, dass er lehrte und lehrte.
Weil jeden Tag ein Italiener mehr den Klang des F’s begehrte.
Es war kein gewöhnliches F- versteht mich nicht falsch.
Sie hatten es bisher noch niemals erlauscht.

So fing er an, das F auf kreative Art zu lauschen. 
Fing an sich Wörter auszudenken und den Anfang mit F auszutauschen.
Er tat es, weil die Menschen es liebten.
Es schien, alsob sie nie genug von diesem friedlichen F kriegten.

Er tat es, weil seine Schüler so neugierig-
und er- er hatte das Geschenk von seinen Lippen gekriegt.

So kam es, dass im alten Italien
viele Lippen übten
und viele Pfeiffende prahlten.
So kam es, dass man regelmäßig pfiff,
Melodien, Lieder, Wörter,
Alles was diesem himmlischen F glich.

So wurde aus dem namenlosen Mann
ein Herr F, der so friedlich pfeiffen kann.
So friedlich, dass die ganze Nation schon bald in seinem Bann
und so mitreißend, dass die Deutschen Wörter heute noch voll von seinem Klang.

Ich hätte ihn gerne gekannt, diesen ferrückten Herrn F, der durch seine Glückseeligkeit den Hafen beflügelte.
Mit seinem ausgetricksten Lippenrelief. 

So war verrückt auch einst “Ferrückt”, Paul hieß damals “Faul”, “Pups” war “Fups”, “Popel” war “Fopel” und Puderzucker war “Fuderzucker”. Pipi war “Fipi” und last but not least Ja, auch unsere bekannten Pommenbäume waren “Fommesbäume”.


Jens Wiesner

Vor der Fischbude. Es unterhalten sich Ole, Fischbudenbesitzer, und sein langjähriger Kunde Hein, der sich gerade wieder einmal einen Backfisch gekauft hat.

„Sach mal, Ole. Wo is’n der Pfeffer hin? Dein Fisch is immer so lachs… höhöhö… lasch gewürzt.

„Mensch, Hein, jetzt lass die dummen Witzchen und sperr mal deine Glubscher auf. Da steht er doch! Mitten auf’m Tisch.“

„Woooooooo?“

„Na daaaaaaaa! Direkt unter deinem Riechkolben.“

„Ich seh nix.“

„Na der Pott. Neben dem Salzstreuer“

„Da steht R drauf und kein P. Pfeffer is immer im Pott mit dem P.“

„Wegen der Remoulade, Hein. In dem Pott war mal Remoulade drin. Aber Remoulade is alle. Hab ich eben Pfeffer reingemacht!“

„So geit dat aber nich, Ole. Pfeffer gehört innen Pott mit nem P drauf.“

„Wer sagt denn bitte das?

„Das isso. War schon immer so. S – Salz. P – Pfeffer.“

„Jetzt sei ma nich so engstirnig, Hein. Pfeffer kann man überall reintun. Völlig wumpe.“

„Von wegen Wumpe. Dat ist DIN-Norm.“

„DIN-Norm? Ich glaub, bei dir hackt’s!“

„Nee, is doch alles geregelt in Deutschland. Auch mit‘m Salz- und Pfefferstreuer, ich sag‘s dir. Oder was glaubste, warum alle das so haben.“

„Mhhh… jetzt mach mir ma kein Schiss, Hein. Mit den Jungs vom Gesundheitsamt hatt ich erst letzte Woche Stress wegen dem Fett inner Friteuse. Da kann ich nich noch mehr Ärger gebrauchen, die ham mich auf’m Kieker, Hein.“

„Dein Fett schmeckt auch wirklich n bisschen ranzig, Ole. Muss man schon sagen. Darum pack ich mir ja immer ordentlich Pfeffer druff.“

„Jetzt laber nicht son Stuss, Hein. Wenn dir mein Fisch nicht schmeckt, warum kommste dann jeden Tag wieder?“

„Ach, Gewohnheit, Ole. Und weil’s bei dir immer so schön billig ist.“

„Ach rutsch mir doch den Buckel runter, Hein. Aber… aber meinste echt, dass das ärger geben könnte?“

„Ich glaub schon, Ole. Mit der DIN-Norm verstehen die kein Spaß beim Gesundheitsamt.“

„Ne, spaßbefreite Korinthenkacker sind das, da haste recht, Hein.  Mann, mann, mann. Was tu ich denn nu?“

„Na erstmal Ball flachhalten, Ole. Ist ja kein Gesundheitsamttyp inner Nähe hier. Nur ich. Und ich werd dich schon nicht verpfeifen tun. Oder sollt ich besser sagen: verpfeffern?  

„Mensch, Hein!“

„Ja, is ja schon gut, Ole. Bist echt n Kostverächter, was Witze angeht.“

„Das is jetzt hier kein Moment für Witze, Hein. Ich steh praktisch mit einem Bein im Ruin. Mensch, was soll ich denn jetzt tun?“

„Na, gib mir mal den Kulli rüber, Ole! Den, mit dem du dir immer die Bestellungen aufschreibst.”

„Was willste denn damit?“

„Jetzt gib mal einfach rüber, Ole!“

„Na gut – hier isser.“

„So, und siehste das R hier auf dem Pott?“

„Klar und deutlich, Hein.

„Und was is n R nicht anderes als n P mit nem Strich unten dran…?

„Wenn du es so sagst, Hein.“

„So – und jetzt streich ich den Strich einfach durch und dann gilt der nich mehr. Wie früher inner Schule. Und schon haben wir…“

„N P! Genial, Hein.“

„Sach ich doch, Ole. Ganz einfach is das.“  


© Texte: bei den Autoren
© Illustration: Veronika Goetz

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