Katharina macht kein Sport! Lest die Geschichten!

Was kommt dabei rum, wenn man einfach drauflos schreibt? Hier veröffentlichen wir alle Kurzgeschichten, die ihr uns geschickt habt. Sucht nach dem Rest unter #erregungoeffentlicherfreude (Facebook / Instagram) bzw. #erregungöffentlicherfreude (Facebook / Instagram) in den Sozialen Medien!


Jens Wiesner:

„KEINEN Sport!“

„Wie bitte?“

„Katharina macht KEINEN Sport. Mit „en“ am Ende.“

„Aber darum geht’s doch gar nicht!“

„Doch, Grammatik ist wichtig“

„Wichtiger als Sport?“

„Wichtiger als Katharina auf alle Fälle.“

„Was hast du gegen Katharina?“

„Ist ne Bitch!“

„Weil sie kein Sport macht?“

„KEINEN SPORT!!!“

„Weil sie KEINEN Sport macht?“

„Nein, weil sie Sven-Uwe gevögelt hat.“

„Ach so! DESWEGEN macht sie keinen Sport…?!“

„Hä? Wieso das?“

„Na, weil sie vom Sex mit Sven-Uwe schon trainiert genug ist.“

„DES SEXES WEGEN!“

„Wenn schon, dann wegen dem Sex“

„Igitt! Genitiv mit ‚wegen‘!“

„Umgangssprachlich geht auch mit Dativ. Sagt sogar der Duden.“

„Umgangssprache ist das Gift guter Grammatik.“

„Du machst mich sick mit deiner Erbsenzählerei!“

„Bastian Sick sogar!“

„Hä?“

„Bastian Sick, der Autor von „Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod.“

„Kannst du nicht EINMAL locker sein?“

„Nicht, wenn es um Grammatik geht.“

„Und um Sport. Und Katharina!“

„Was ist eigentlich so schlimm daran, dass Katharina keinen Sport macht?“

„Gar nichts. Ich wollte es nur erwähnen.“

„Niemand erwähnt etwas einfach nur so.“

„Na gut. Ich bin neidisch auf Katharina.“

„Wegen Sven-Uwe?“

„Ha, jetzt hab ich dich! Wegen des Sven-Uwes.“

„Nein. Wegen Sven-Uwe. Ein allein stehendes, stark gebeugtes Substantiv im Singular bleibt im Allgemeinen ungebeugt.“

„Argh. Und außerdem: NEIN! Nicht wegen Sven-Uwe. Ich dachte nur immer, Katharina würde Sport machen.“

„Du dachtest nur immer, Katharina MACHTE Sport.“

„Neee, nicht nur früher, auch jetzt noch.“

„Dummi! ‚Machte‘ ist der korrekte Konjektiv II, nicht ‚würde machen‘.“

„Das macht überhaupt keinen Sinn.“

„ERGIBT Sinn. ‚Macht Sinn‘ gibt’s nur im Englischen.“

„Du machst mich WAHN-SINNIG!“

„Stets zu Diensten. Sinn ist offenbar ein dehnbarer Begriff für dich.“

„Na gut, dann machen wir jetzt Dehnübungen!“

„Hä?“

„Stimmt. Es heißt ‚die Übungen‘!“

„Oh Gott.“

„Was? Nicht lustig?“

„Joscha Sauer missfällt das. Wo hast du DEN denn her?“

„Aus dem Internet.“

„Hört man. Aber gedehnt wird in der Grammatik ja auch.“

„Wie meinste?“

„Na, wenn man Vokale lang ausspricht. Mit Dehnungs-H zum Beispiel.“

„ich stell mir da n H auf ner Streckbank vor. Wie im Mittelalter.“

„Deine Fantasie möchte ich haben.“

„Besser Fantasie als Fanta-du.“

„Argh. Eins sag ich dir: Auf Fanta lass ich nichts kommen.“

„Komm du erstmal wieder runter von deinem hohen Grammatik-Ross.“

„Niemals. Hier sitze ich, ich kann nicht anders.“

„Es wurden schon andere Monarchen gestürzt.“

„Aber nicht die Grammatik-Queen!“

„All hail the queen!“

“Na bitte, es geht doch.


Nicky:

Fröstelnd saß Katharina am Rand der Aschenbahn und schaute ihren Mitschülerinnen beim Laufen zu. Sie selbst hatte, wie so oft, aus Versehen ihren Turnbeutel vergessen und konnte nicht mitmachen. Wie ihr euch schon denken könnt, tat ihr das überhaupt nicht leid. Katharina hatte wegen ihrer Ausreden schon Briefe nach Hause bekommen. Doch ihre Mutter kümmerte die Verweigerung ihrer einzigen Tochter wenig, wusste sie doch woher diese Unlust kam. Es lag in den Genen. Auch sie war immer etwas dicker gewesen und hatte nie die Motivation gefunden sich für Sport zu begeistern. Schlimm fand sie das genauso wenig wie ihre Tochter. Es war halt so. Katharina biss nun sogar noch in einen Schokoriegel und kaute genüsslich, während sie über Ihre Freundin Sarah grinste, die ihr schwitzend und hechelnd, neidisch zu winkte. Sarahs Eltern machten ihr Druck. Sie sollte in allen Fächern gut dastehen. 

Nach dem Sportunterricht patschten Sarah und Katharina durch die Schlammpfützen zurück zum Schulhauptgebäude. Dabei befleckte Sarah Katharina aus Versehen mit Dreck. Die beiden lachten. Als sie allerdings zum Eingang kamen, standen dort Paul und Ole. Ole rief feixend: „Schaut mal, Katharina sieht jetzt erst recht aus wie ein dickes Schwein. Bei diesem Wetter fühlt sie sich sauwohl!” Katharina lief hochrot an. Sie kannte es schon wegen ihrem Gewicht gemobbt zu werden. Dennoch traf es sie jedes Mal bis ins Mark. Kurzerhand ging sie zum Übeltäter und zwickte ihn hart in die Stelle, wo sie seinen Nippel vermutete. Sie grinste und die anderen lachten, bevor der genippelte Junge ihr eine schallende Ohrfeige gab. Das man Frauen nicht schlug, war ihm fremd. Sie hatte ja angefangen. Katharina fing schockiert an zu weinen. Sie packte Ole wütend am Hals. Es entstand eine laute Rangelei, als dann auch noch Paul und Sarah – in typischer Loyalitätsmanier – versuchten ihren Freunden beizustehen. Ole und Katharina landeten schließlich auf dem Boden, ein Lehrer beendete die Misere und beide wurden für 1 Tag suspendiert.  

Als Katharina am übernächsten Tag mit einem blauen Auge wieder in ihre Klasse kam, saß auf ihrem Platz ein unbekannter Junge. Katharina war immer noch genervt von Jungs und fuhr den Neuen deshalb recht unwirsch an, er solle sich doch bitte von ihrem Platz entfernen. Wortlos ging er weg. Katharina setzte sich empört. Sarah sah sie überrascht an und meinte:”Kathy, der Neue kann doch nichts dafür, aus Platzmangel hat die Meier ihn gestern einfach auf deinen Stuhl platziert. Er dachte wohl dies sei sein Tisch.” Katharina hatte kurz ein schlechtes Gewissen. Dann fiel ihr Blick auf Ole. Ihre Miene verfinsterte sich. Von ihm würde sie sich gar nichts gefallen lassen. Ole wich ihrem Blick aus. Da riss die Lehrerin Meier Katharina aus ihren finsteren Gedanken:”Guten Morgen SchülerInnen!” Nun musste sie einen Tisch und Stuhl für den Neuen herbeischaffen und dann ging der Unterricht los. Englisch. Katharina biss gedankenverloren in ein Maoam, als sie hinter sich den sofort bemerkt, perfekt englischsprechenden Neuen losamerikanern hörte. “Wow!”, dachte sie und drehte sich verdutzt um. “Er ist Amerikaner. Sein Vater ist bei der Army hier stationiert.”, wisperte Sarah.  

Katharina macht keinen Sport. Aber sie liebte Englisch und genoss Filme gern in der Originalvertonung. Sie verband deshalb immer mehr Interesse mit dem Neuen, der Kevin hieß. In der folgenden Woche begann sie ihn immer mehr und mehr zu bewundern, bis es Sarah schon richtig auf den Geist ging. Als sie wieder Sport hatten und Katharina verträumt an der Aschenbahn stand und den Neuen beobachtete, hielt dieser auf einmal neben ihr an und fragte sie auf Englisch, ob sie ihm kurz helfen könne ein Badmintonnetz zu holen. Sie bejahte überrumpelt. Beide bauten das Netz auf und Katharina hatte auf einmal einen Schläger in der Hand. Vor Kevin wollte sie sich keine Blöße geben. Also spielte sie auf einmal Federball. Sie rannte von links nach rechts um einen guten Eindruck zu machen. Sarah traute ihren Augen kaum. Katharina traf tatsächlich oft. Ein bisher unentdecktes Talent. Nach dem Spiel kamen Kevin und Katharina ins Gespräch. Er befragte sie zu ihrem blauen Auge am Anfang der Woche. Sie lästerten über Ole. Katharina bot Kevin einen Schokoriegel an. Sie patschten durch den Schlamm zur Schule zurück und Kevin lud Katharina zum Golfspielen am Wochenende ein. Nun ja, vielleicht würde es ja Spaß machen, mit ihm … der Golfsport … Und die Moral von der Geschicht: Wenn der richtige Mann daherkommt, ändert die Frau doch gern ihre Ansichten. 


© Texte: bei den Autoren
© Illustration: Jens Wiesner

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